Gegensätze ziehen sich an: Wahrheit oder Mythos?

Es wird oft gesagt, dass Gegensätze sich anziehen, aber ist es in der Realität wirklich so, dass die Personen mit völlig unterschiedlichen Temperamenten und Lebensideen was gemeinsam haben können? Sowas passiert leider selten. Am besten sind Personen mit ähnlichen Charakteren zusammen.

Die Psychologie unterscheidet vier Charaktertypen. Der erste wird als Choleriker bezeichnet. So eine Person neigt zu Affekten und sogar der kleinste Anlass kann sie wütend und jähzornig machen. Sie zeigt auch die Tendenz zur Dominanz.  Ihr Gegenteil sind Phlegmatiker, also ruhige, kaltblütige Menschen, die keine Dominanz mögen und eher als Beobachter bleiben wollen. Viele von uns sind Melancholiker, also die empfindsamen, in den Wolken schwebenden Pessimisten, die sich nach dem Motto “Das sachaffe ich nicht” richten. Das Gegenteil von Melancholiker dagegen sind die so genannten Sanguiniker – heitere und gesellige, extrovertierte Leute, die über Misserfolge schnell hinwegkommen.

Beziehungen können entweder auf eine symmetrische oder auf eine komplementäre Art und Weise aufgebaut werden. In den symmetrischen Verbindungen sind Charaktere sehr ähnlich, die Partner stimmen sich meistens überein und ähnliche Weltanschauungen haben. Das ist aber keine Garantie eines erfolgreichen Zusammenlebens. In reziproken Beziehungen sollen sich Partner gegenseitig ergänzen. Der eine kann  den anderen beruhigen, und ihn zum Handeln motivieren oder ihm nicht erlaubt, im Pesimissmus zu verfallen. Solche Beziehungen wirken aber manchmal toxisch, insbesondere wenn sich da eine starke Ungleichgewichtkeit herstellt und ein Partner dem anderen untergeordnet ist.

Es lässt sich hier also die Feststellung nicht bestreiten, dass Gegensätze tatsächlich anziehen. Die Schwierigkeit liegt daran, dass die Bildung einer festen Beziehung vom Anfang an von der positiven Einstellung der beiden Seiten abhängt. Die neu geschlossenen Bekanntschaften entwickeln sich gut im Falle der Menschen mit anderen Charakteren, weil die Partner aufeinander gespannt sind und der Zustand dauert bis zu dem Moment, wenn ihre funktionale Unvereinbarkeit sichtbar wird.

Andererseits haben solche Paare die Tendenz dazu, die gegenseitige Relation lange zu bilden und gemeinsame Ähnlichkeiten erst nach gewisser Zeit zu bemerken. Eine echte Relation lehnt sich an zwei Personen, die ein neues gemeinsames Dasein bilden wollen, ohne auf die eigenen Identitäten zu verzichten.

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